2013 schrieben wir diesen Artikel über die App-Entwicklungs-Kosten, denn der Markt wurde jahrelang durch die dort aufgestellten Thesen beeinflusst. Zwar lieferte dieser Artikel vielen Kunden einen ersten Eindruck über die zu erwarteten Kosten, jedoch nicht, wie man App-Projekte finanziert. In der Tat ist die App- oder Web-Entwicklung keine günstige Angelegenheit, insbesondere angesichts der explodierenden Löhne von Entwicklern. Aber Sie dürfen nicht einfach „günstig Einkaufen“, weil Qualität kostet, vor allem in der Softwareentwicklung. Deswegen zeigen wir Ihnen in diesem Artikel einige Quellen zur App-Projektfinanzierung.
Nicht jeder Normalsterbliche kann ohne Weiteres 50.000 Euro auf den Tisch legen. Also stellt sich die Frage, welche alternativen Methoden gibt es, Ihr App-Projekt doch zu finanzieren?
Eines vorweg: Dieser Artikel richtet sich vor allem an junge Startups und Privatkunden. Oft sind wir bei Vorgesprächen mit der paradoxen Situation konfrontiert, dass wir uns eine halbe Stunde lang anhören dürfen, wie erfolgreich der potenzielle Klient ist, dann dieser Anschein des Erfolgs aber schnell wieder verfliegt, sobald das Thema Budget ins Gespräch kommt. Damit ist niemanden geholfen. Darum überlassen wir dieses Spielfeld besser den jeweiligen Tech- und Marketingabteilungen jener Geschäftskunden, damit Sie sich im Vorfeld Gedanken über die Vorteile der Digitalisierung im Allgemeinen und dem Nutzen qualitativ hochwertiger Software im Besonderen machen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns vielmehr auf die Bedürfnisse von „eher kapitalschwachen“ aber dennoch hoch motivierten Kunden.
1) Friends and Family
Der Autor dieses Artikels ist 2004 selbst mit 500 Euro in der Tasche als Student nach Deutschland gekommen. Dieses Geld war von Familie und Verwandten geliehen. Heute kann man sagen, es war gut investiertes Geld. Sicherlich stehen vielen Menschen und deren Familien deutlich mehr Finanzmittel zur Verfügung, die bei Nullzinsen auf den Bankkonten vergammeln, weil potenzielle Anlagemöglichkeiten wie Aktien oder Immobilien längst überteuert sind. Also nehmen Sie ruhig dieses Geld und investieren es in Ihr Projekt!
Diese Investition wird sich, wenn Sie Glück haben, für Sie und Ihre Familie mehrfach auszahlen. Im schlimmsten Fall verlieren Sie das Geld, aber das Know-how und die Erfahrung bleiben und helfen Ihnen das nächste Mal (hoffentlich) es besser zu machen.
2) Private Investoren
Dieser Tipp für erfolgreiche App-Projektfinanzierung hat sich bei unseren Kunden gut bewahrt. Manche von ihnen haben erfolgreiche Seed-Finanzierungen über Privatinvestoren abgeschlossen. Dieses Geld war mehr als ausreichend für die Produktentwicklung, spätere Weiterentwicklung und erste Marketing-Maßnahmen.
In 2016 gab es in Deutschland 774.600 Millionäre. Jeder einzelne davon eignet sich als Kapitalgeber (Business Angel), da jede aktuell vermögende Person das gleiche Problem mit dem Mangel an guten Anlagemöglichkeiten hat.
Schauen Sie sich also in Ihrem Umfeld um: Arbeit, Familie, Freunde.
Falls Sie nicht fündig werden, dann probieren Sie diverse Plattformen aus. Es gibt viele spezialisierte Websites und Verzeichnisse, wo potenzielle Angel-Investoren zu finden sind. Unter anderem:
https://www.angelinvestmentnetz.de
https://www.business-angels.de
In gleicher Weise können Sie auch Crunchbase oder LinkedIn nach potenziellen Investoren durchsuchen. Insbesondere bei Crunchbase können Sie meist sehen, an welchen anderen Startups die Investoren beteiligt sind, um zu beurteilen, ob Ihr eigenes Vorhaben für den Investor interessant sein könnte.
In der frühen Phase Ihrer Unternehmung ist es oft schwierig – wenn auch nicht unmöglich – Kapital von professionellen Venture-Capital-Firmen zu erhalten, deswegen sind Sie bei privaten Investoren besser aufgehoben.
3) Staatliche Förderung als App-Projektfinanzierung
Viele Unternehmen aus unserem Kundenkreis bzw. Netzwerk haben gebrauch von dieser Möglichkeit zur App-Projektfinanzierung genutzt. Es gibt viele staatliche Programme, die sich das Ziel gesetzt haben, junge Firmen zu unterstützen. Diese reichen von Beratung über Teilfinanzierung bis hin zur Vollfinanzierung. Jedes Bundesland hat eigene Programme. Wir überlassen Ihnen die Recherche und beschränken uns hier auf ein paar Beispiele:
- EXIST-Gründerstipendium: Das Programm unterstützt Gründer aus den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das Stipendium sichert ein Jahr lang den persönlichen Lebensunterhalt. Website: https://www.exist.de/
- Coachingbonus: Obwohl hier keine direkte finanzielle Unterstützung angeboten wird, bietet das Programm Beratungen durch erfahrene Coaches und übernimmt den größten Teil der dabei anfallenden Kosten. Auch wir bei APP3null haben an diesem Programm teilgenommen und es nicht bereut. Zusammen mit den passenden Coaches können Sie dann ein Finanzierungskonzept für Ihr Unternehmen planen. Website: https://www.coachingbonus.de
- Designbonus: Im Rahmen dieses Programms werden vor allem junge Unternehmen unterstützt, die ein „designorientiertes“ Projekt umsetzen. Finanziert werden externe Entwurfsarbeiten sowie Leistungen wie Beratung, Projekt- und Designmanagement für neue oder veränderte Produkte, Dienstleistungen und Produktionsverfahren. Förderhöhe beträgt 70 % der förderfähigen Ausgaben – maximal 15.000 EUR.
- Gründerkredite. Falls Sie einen überzeugenden Businessplan haben, können Sie einen KfW-Kredit beantragen. Auf dieser Seite finden Sie eine Liste aller Gründerkredite und können eine passende Lösung für sich wählen.
- GRW Förderung. Eine Förderung für bestehende Unternehmen und Existenzgründer. Ab dem Investitionsvolumen i. H. v. 10.000 Euro, bei dem nachweisbar Arbeitsplätze geschaffen werden, werden 30 % der Investition gefördert. Hier geht es zur Website.
- Pro FIT. Für Gründer aus Berlin wäre auch dieses Programm interessant. Es werden KMUs und Startups bis zu 80 % der Projektausgaben als Zuschuss gefördert (maximal 400.000 Euro). Mehr dazu auf der Website von IBB.
Sie sehen, es gibt viele solcher Programme. Nehmen Sie sich etwas Zeit und schauen sich um.
4) Crowdfunding
Das Thema Crowdfunding ist weder neu noch völlig unbekannt. Schon seit Jahren akquirieren junge Unternehmen, Projekte und wohltätige Zwecke Kapital über verschiedene Crowdfunding-Plattformen. Der Erfolg ist natürlich alles andere als garantiert, aber dennoch ist es ein Versuch wert.
Anbei eine Liste aller möglichen Plattformen: https://www.crowdfunding.de/plattformen/
Und hier finden Sie Anleitungen, wie Sie erfolgreich Ihre eigene Crowdfunding-Kampagne durchführen können:
https://www.crowdfunding.de/best-practice/
https://netzwirtschaft.net/die-besten-tipps-crowdfunding/
https://www.crowdfunding.de/erfolgreiches-crowdfunding-die-10-wichtigsten-tipps/
5) Work for Equity
Wir haben eine Zeit lang mit dem Work-for-Equity-Modell geworben. Allerdings ist es nie zu einer solchen Zusammenarbeit gekommen. Stattdessen mussten wir Dutzende von Anfragen abweisen, bis wir uns entschieden haben, diese Leistung komplett aus unserem Angebot zu streichen. Der Grund: die meisten Anfrager hatten eine extrem naive Vorstellung von der App Industrie, kaum Basiskapital, keinerlei Pläne für Marketing und Vertrieb. So wird das leider nichts! Die richtige Vorgehensweise wäre:
- Bereiten Sie ein Basis-Konzept einschließlich Marketing- und Business-Modell vor. Dass Sie eine brillante Idee haben heißt noch nicht, dass Sie in der Lage sind diese zu verwirklichen (ungeachtet dessen, dass 90 % solcher Ideen nichts taugen). So sieht Ihr Partner, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, die Angelegenheit ernst nehmen und wissen, was Sie tun.
- Seien Sie bereit, zumindest einen Anteil der Ausgaben Ihres Partners zu tragen. In der Vorstellung vieler Anfrager hätten wir die Entwicklungskosten (einschließlich aller Nebenkosten) selbst tragen sollen. Das ist für Firmen i. d. R. uninteressant. Haben Sie auf einmal „keine Lust mehr“ oder werden Ihren Aufgaben nicht gerecht, dann trägt die Firma allein die Kosten und somit das Risiko. Tragen Sie aber Ihren Anteil an den Kosten der Entwicklungsfirma, dann sieht es deutlich solider aus und signalisiert, dass Sie es ernst meinen.
Vermeiden Sie bei der Ansprache eines potenziellen Partners folgende Fehler, um eine „Facepalm“-Reaktion zu vermeiden:
- „Ich habe eine geniale Idee, kann Ihnen aber nicht erzählen, da Sie diese klauen können.“ (Na toll! Dann behalten Sie die Idee einfach für sich.)
- „Bevor ich über meine Idee erzählen kann, müssen Sie ein NDA unterschreiben“. (Nein, müssen wir nicht. Sagen Sie zumindest kurz, worum es geht, damit der Entwickler bewerten kann, ob er die Idee umsetzen kann. Dann gerne ein NDA.)
- Kurze Einzeiler-E-Mail (Wenn Sie nicht einmal in eine E-Mail „investieren“, um sich und Ihr Projekt zu „verkaufen“, werden Sie es dann in ein Konzept bzw. Businessplan tun? Eher nicht.)
Wenn Sie als kompetenter, engagierter und motivierter Partner auftreten – als jemand der nicht nur Vertrauen weckt, sondern auch bereit ist sein eigenes Geld zu riskieren – werden Ihre Chancen, einen technischen Partner zu gewinnen, deutlich größer.
Fazit: erfolgreiche App-Projektfinanzierung
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie an das Kapital für Ihr App-Projekt kommen können. Es muss nicht immer aus eigener Tasche bezahlt werden. Im Gegenteil, viele Menschen oder Organisationen wären gerne ein Teil Ihrer Erfolgsgeschichte. Aber es bedarf viel Recherche und Überzeugungsarbeit. Wie immer: Von nichts kommt nichts.
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